Gedicht Mai 2017

https://youtu.be/GPDPruA2Gng

Der Mai ist gekommen

Emanuel Geibel (Franz Emanuel August Geibel)
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.
 Da bleibe wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus.
 Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
 so steht auch mir der Sinn in die Weite, weite Welt.

Herr Vater, Frau Mutter, dass Gott euch behüt´!
 Wer weiss, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht.
 Es gibt so manche Strasse, da nimmer ich marschiert;
 es gibt so manchen Wein, den nimmer ich probiert.

Frisch auf drum, frisch auf drum im hellen Sonnenstrahl,
 wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal!
 Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all-
 mein Herz ist wie ´ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

Und abends im Städtchen, da kehr´ ich durstig ein:
 Herr Wirt, mein Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
 Ergreife die Fiedel, du lustiger Spielmann du,
 von meinem Schatz das Liedel, das sing´ ich dazu.
Und find ich keine Herberg´, so lieg´ ich zur Nacht
 wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht.
 Im Winde, die Linde, die rauscht mich ein gemach,
 es küsset in der Früh´ das Morgenrot mich wach.

O Wandern, o wandern, du freie Burschenlust!
 Da wehet Gottes Odem so frisch in der Brust;
 da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
 Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!

- Emanuel Geibel 1815-1884, deutscher Lyriker



Emanuel Geibel(Franz Emanuel August Geibel)

*17.Oktober 1815 in Lübeck, +6.April 1884 in Lübeck Stationen u.a.: Ab 1835 Studium Theologie, Philologie. Lernt Adelbert von Chamisso und Joseph Eichendorff kennen. Geht als Hauslehrer nach Athen. Gehört dem klassizistischen Münchner Dichterkreis an. Ehrenmitglied des Kaffeter-Kreises von Gisela von Arnim. Volksliederdichter u.a. "Der Mai ist gekommen". 1868 Rückkehr nach Lübeck.
Der Mai ist gekommen ♪♪♫ – Mireille Mathieu

 

  Komm, lieber Mai und mache